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Fachkräftemangel im Bau verschärft sich

Fachkräftemangel im Bau verschärft sich – Gewerkschaft schlägt Alarm

Die IG Bau befürchtet einen „Burn-out“ in der Baubranche: Die Zahl der offenen Stellen habe sich mittlerweile vervierfacht. Das Problem sei jedoch „hausgemacht“, kritisiert Bundesvorstand Carsten Burckhardt – und verweist auf die Arbeitsbedingungen.

 

Der Personalmangel im Baugewerbe spitzt sich zu: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) warnt vor einem „Burn-out“ in der Branche. Es gebe einen „massiven Handwerkermangel“, heißt es in einer Bestands­aufnahme der Gewerkschaft, die dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

Die IG Bau verweist auf Zahlen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Demnach habe die Bauwirtschaft im ersten Quartal 2022 bundesweit 191.000 offene Stellen verzeichnet. Im Vergleich zu 2010 sei das fast das Vierfache: Damals hatten noch 52.000 Beschäftigte auf dem Bau gefehlt. In der gesamten Wirtschaft habe sich die Zahl der offenen Stellen in dem Zeitraum „nur“ verdoppelt.

 

„Bauarbeiter werden händeringend gesucht“, sagt IG-Bau-Bundesvorstand Carsten Burckhardt. In nahezu allen Betrieben der Bauwirtschaft gebe es ein „Arbeitskräftevakuum“. Verantwortlich sind aus Sicht der Gewerkschafters vor allem die Arbeitgeber. Trotz stetig steigender Gewinne hätten es viele Baufirmen in den vergangenen Jahren versäumt, die Arbeitsplätze attraktiver zu machen. „Das rächt sich jetzt“, sagt Burckhardt.

 

„Es ist bezeichnend und besorgniserregend, dass es den Firmen der Bauwirtschaft so schwerfällt, nötiges Personal zu finden und langfristig zu halten“, so Burckhardt weiter. Dabei stehe die Branche nach dem Boom der vergangenen zehn Jahre gut da: Die IG Bau verweist auf Zahlen des Statistischen Bundesamts, nach denen der Umsatz im Bauhauptgewerbe im ersten Quartal dieses Jahres verglichen mit dem Vorjahreszeitraum gestiegen sei – und zwar um 26 Prozent.

 

Nach Ansicht Burckhardts sind auch die steigenden Material- und Energie­kosten nicht der Knackpunkt. Die „eigentlichen Probleme“, kritisiert er, seien hausgemacht. „Über Jahre hinweg haben die Unternehmen der Bauwirtschaft, vor allem im Handwerk, die Einkommen ihrer Beschäftigten gedrückt. Sie haben sich kaum darum gekümmert, dass Tarifverträge eingehalten werden.“

 

Viele seien aus den Arbeitgeberverbänden ausgetreten. „Dann haben sich die Firmen bei den Preisen gegenseitig unterboten und einen Dumping­wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen“, beklagte er. Fachkräfte könne man auf Dauer nur halten, wenn man gute Löhne und Gehälter zahle, familienfreundliche Arbeitszeiten biete und die Arbeit auf mehr Schultern verteile.

 

Quelle: rnd.de

 

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